Rauhnächte – die ungezählten Tage

Die Rauhnächte: Zeit des Überganges

Die Raunächte beginnen am 24. Dezember

Die Rauhnächte beginnen am 24. Dezember

Das Jahr neigt sich dem Ende zu und die Rauhnächte stehen wieder einmal vor der Tür. Am 21.12. ist Wintersonnenwende und drei Tage später hat das Licht sich so weit verdichtet, dass die Tore sich öffnen und die Rauhnächte beginnen. Es sind die Tore zur Anderswelt, zur Unterwelt und zur Geisterwelt die sich an in den Rauhnächten, an Beltain und Samhain öffnen. Die Kraftplätze sind in diesen Nächten aktiv, Portale geöffnet. Die wilden und ungezähmten Chaos- und Naturgeister und -energien können in unsere Welt wechseln und sich auch viel stärker bemerkbar machen.

Es ist die Zeit ohne Zeit, die ungezählten Tage

Ungezählt deswegen, da das Sonnenjahr mit seinen 365 Tagen nicht mit dem Mondjahr uns seinen 13 Monden (354 Tage) übereinstimmt. Es „fehlen“ ein paar Tage, bis die beiden Kalender wieder übereinstimmen.
In den ersten 12 Nächten werden die 12 Sonnenmonate gewoben. Jede Nacht entspricht einem Monat. Außerdem hat jede Nacht ein Thema, einen besonderen Zauber und einige Nächte sind besonders mächtig. Man sollte unbedingt einen Kalender und ein Rauhnacht-Tagebuch bereit legen und sich jeden Abend etwas Zeit nehmen um zur Ruhe zu kommen. Die 13. Nacht ist die „Nacht der Wunder“ die uns daran erinnert dass das Jahr auch durch die 13 Monde getaktet ist.
Wenn es am 24.12. draußen dunkel wird beginnt die erste Rauhnacht. Wir zählen die Nacht immer bis zum Einbruch der Nächsten. Der 25.12. ist also der erste Rauhnachtmorgen und der Tag des 25.12. gehört zur ersten Rauhnacht bis zum Einbruch der Dunkelheit. Die 13. Rauhnacht endet aber mit dem ersten Licht des neuen Tages am 6.1.


Rauhnächte: Raunende, rauhe oder rauchende Nächte?

Die Schreibwiese der Rauhnächte hängt davon ab welcher Meinung man sich anschließen möchte, denn der Ursprung des Wortes Rau(h)nacht ist umstritten. Die Einen vertreten die Ansicht, der Ausdruck bezieht sich auf das Wetter, das zu dieser Zeit rauh (mit h) und unwirtlich ist. Die Anderen sagen es bezieht sich eher auf das Geheimnisvolle der heiligen Nächte und sprechen von den „raunenden“ Nächten in denen die Nornen Orakel raunen. Die Dritten sagen da sei der Rauch vom Räuchern gemeint. Also eine Verballhornung des Begriffs „Rauchende Nächte“ weil das Räuchern und Segnen in diesen Nächten Brauch war. Man kann es also schreiben wie man will,  je nachdem wie man es ableitet.


Die Wilde Jagd

Die Sichtung der Wilden Jagd soll großes Unglück bringen

Die Sichtung der Wilden Jagd soll großes Unglück bringen

In den Rauhnächten sind die Wände zwischen den Welten besonders dünn und die Wilde Jagd reitet. Es ist eine Zeit geisterhafter Erscheinungen. In stürmischen Winternächten, wenn es heult und kracht, sprechen wir von der Wilden Jagd. Schon in den ältesten Zeiten wurden sonderbare Töne gehört. Sie scheinen in verschiedenen Richtungen die Luft zu durchfliegen, oft von der Höhe herabzukommen oder von dem Erdboden aufwärts zu steigen. Wenn diese Winterstürme heulend am Haus rütteln, dann braust die Wilde Jagd durch die Lüfte. Hier zeihen Odin als Schimmelreiter und Frau Holle oder Perchta mit ihrem Gefolge durch die Lüfte. Mit starkem Wind, Gerassel, Schreien oder auch Heulen.

Wer die Wilde Jagd beobachtet wird von ihr erfasst und mitgerissen. Deswegen sollte man sich in den Rauhnächten besser im Haus verstecken bis das Geschehen vorüber ist. Odin und Frau Holle kann man während ihrer Jagd aber auch gütlich stimmen und ihnen einen Teil vom Weihnachtsessen als Opfer bringen.


Die drei Schicksalsweberinnen

Die Nornen weben in den 13 heiligen Nächten das neue Jahr für uns. In den Rauhnächten dürfen sich keine Räder drehen, um nicht die Wolle der Nornen zu verwirren. In früherer Zeit war es das Spinnrad und auch die Webstühle standen still. Heutzutage sind diese Dinge kaum noch in Gebraucht, aber in jedem Haushalt dreht sich eine Waschmaschine. Auch das ist ein symbolisches Rad, das in den Rauhnächten still stehen sollte damit das Rad des Schicksals nicht ins Schleudern kommt. Daher sollte man die Tage vor den Rauhnächten nutzen um zum Beispiel alle Wäsche zu waschen, zu trocknen und in den Schrank zu legen. Auch sollte die Wäsche in den Rauhnächten nicht draußen hängen damit sich Geister der Wilden Jagd nicht in den Wäschestücken verheddern oder über die Wäscheleinen stolpern könnten, denn das brachte Unglück oder Krankheit und wenn sogar ein Bettlaken draußen hing, dann lud man den Tod ein darauf zu spucken und es wurde zum Leichentuch.

Mit einer inneren und äußeren Ordnung in die Rauhnächte zu gehe macht sehr vieles leichter. Alle Arbeit, die im Haushalt zu verrichten ist, wie Staubsaugen, aufräumen, putzen und so weiter, erledigt man am besten wenn es hell ist. Die Dunkelheit gehört der Stille, dem Lauschen und der Mediation.


Die 13. Rauhnacht – die Hollanacht

Abenddämmerung - Eine neue Raunacht beginnt.

Abenddämmerung – Eine neue Rauhnacht beginnt.

In den meisten Büchern werden nur 12 Rauhnächte gezählt und die Nacht der Wunder ist irgendwie „zusätzlich“. In unserer Tradition ist sie jedoch wichtig und gehört unbedingt dazu, also feiern wir 13 heilige Nächte.
Die Hollanacht oder die Perchtnacht erinnert uns daran, dass das Jahr nicht nur durch die Sonne sondern auch durch die 13 Monde getaktet ist. In dieser Nacht wandert Frau Holle (bzw. Frau Percht) umher. Sie sieht nach ob überall alles in Ordnung ist und segnet die Häuser. Großzügige und umsichtige Menschen werden von ihr belohnt, geizige bestraft. Alles soll gerecht zugehen, gemessen, gewogen und gezählt sein.
Am Ende der Rauhnächte, am 6. Januar, wird den drei Nornen Anbeth, Wilbeht und Borbeth für die gute Arbeit gedankt die sie geleistet haben. Dank ihrer Spinn- und Webkünste war das neue Jahr gesichert und die Häuser wurden gesegnet. Zum Dank und zur Wertschätzung wurden die Namen der Nornen als Segen über die Türen geschrieben. Später hießen die drei Nornen dann Katharina, Margareth und Barbara, woraus später im Christentum die heiligen drei Könige Kaspar, Melchior und Baltasar wurden. Heute wie damals empfangen wir den Segen der Drei und schreiben ihre Initialen über unsere Türen.

Mit dem ersten Licht des sechsten Tages schließt sie die Türen zwischen den Welten. Die Rauhnächte sind dann vorüber.


Die 13 Rauhnächte und ihre Themen

  • Die erste Nacht (24./25.12.) entspricht dem Monat Januar. Sie ist die naht der Basis und die Nacht der Türöffnung. Die Rauchnächte beginnen und wir beginnen die Tagebücher, zünden Kerzen und räuchern.
  • Die zweite Nacht (25./26.12.) entspricht dem Monat Februar. Sie steht für die Verbindung mit dem höheren Selbst. Welche Ziele wollen wir im Neuen Jahr erreichen? Welche Kontakte aufnehmen, ausbauen oder abbrechen?
  • Die dritte Nacht (26./27.12.) entspricht dem Monat März. Hier geht es um Liebe, um neue Erfahrungen von Freundschaft und Vertrauen. Es ist die Nacht der Herzöffnung und wir verbinden uns mit unserem Seelenplan.
  • Die vierte Nacht (27./28.12.) entspricht dem Monat April. Das ist eine sehr wichtige Nacht. Die Nacht der Transformation und des violetten Feuers. Es ist die Nacht der Auflösung wo alles Negative aufgelöst und transformiert werden kann.
  • Die fünfte Nacht (28./29.12.) entspricht dem Monat Mai. Es ist die Nacht der Freundschaft. Welche Freundschaften sind gewachsen und welche sind zerbrochen? Es ist auch die Nacht zu sich selbst freundlich zu sein und Ja zu sich zu sagen.
  • Die sechste Nacht (29./30.12.) entspricht dem Monat Juni. Es ist die Nacht der Bereinigung. Was möchte im alten Jahr zurück bleiben und was nehme ich mit? Es ist auch eine gute Nacht um das Rauhnacht-Tagebuch zu bereinigen und eventuell nachzutragen wenn etwas fehlt.
  • Die siebte Nacht (30./31.12.) entspricht dem Monat Juli. Es ist die letzte Nacht des alten Kalenderjahres. Zeit um gute Vorsätze zu fassen und altes abzuschließen. Ein sehr schöner Brauch ist es, das alte Jahr auszubaden“. Mit einem Reinigungsbad alles Alte abzuwaschen und wie neu geboren in das neue Jahr zu gehen.
  • Die achte Nacht (31.12./01.01.) entspricht dem Monat August. Es ist die Neujahrs oder Silvesternacht. Diese Nacht steht unter dem Motto Glück, Segen und Neubeginn. Es ist die einzige Rauhnacht in der wild und ausgelassen gefeiert wird, man verschenkt Glückssymbole damit alles Glück sich eingeladen fühlt.
  • Die neunte Nacht (01.01./02.01.) entspricht dem Monat September. Diese Nacht steht für Gold, für das Segenslicht. Wo für viele schon wieder der Alltag beginnt ist es umso wichtiger in der Mitte zu bleiben und das Licht zu fühlen.
  • Die zehnte Nacht (02.01./03.01.) entspricht dem Monat Oktober. Es ist die Nacht der Visionen. Räuchern und Orakeln sind heute besonders wichtig. Wie und wofür setze ich meine Lebensenergie ein? Bin ich auf meinem Seelenpfad? Wie kann ich meine Lebenssituation verbessern?
  • Die elfte Nacht (03.01./04.01.) entspricht dem Monat November. Sie steht für das Thema Abschied nehmen, Tod und Vergänglichkeit. Der Tod gehört zum Leben und alles was kommt muss auch wieder gehen. Sich das bewusst zu machen hilft dabei dem eigenen Leben mehr Sinn und Struktur zu verleihen.
  • Die zwölfte Nacht (04.01./05.01.) entspricht dem Monat Dezember. Es ist die Nacht in der wir noch einmal auf die vergangenen elf Nächte zurückblicken und alles bereinigen können was in dieser Zeit nicht gut gelaufen ist. Wir finden die Vision für das Neue Jahr und bereiten uns auf die Nacht der Wunder vor.
  • Die dreizehnte Rauhnacht (05./06.01.) ist die Nacht der Wunder. Die Perchtnacht oder die Hollanacht. Das Werk ist vollendet und wir können das neue Jahr vertrauensvoll in die Hände der großen Mutter legen. Alles ist gemessen, gezählt und gewogen. Mit dem Licht des sechsten Tages werden sich die Türen wieder schließen und die wilde Jagd ist vorbei.

Es ist nicht schlimm wenn man es nicht schafft alle 13 Nächte „durchzuhalten“. Gerade wenn man erst damit beginnt und sich noch keine Routine entwickelt hat geht einem die eine oder andere Nacht im Alltags- und Weihnachtsstress „durch die Lappen“. Schlimm wäre es, das zum Anlass zu nehmen aufzugeben oder es gar nicht erst zu versuchen. Jede Rauhnacht, die man bewusst durchlebt, bereichert das eigene Leben und zählt.