Die Rune Isa
Die Rune Isa – Eis (und Feuer?)
Die Rune Isa (altnordisch und altenglisch īs bzw. gotisch iiz) wird ganz klassisch aus dem urgermanischen mit „Eis“ übersetzt. Das ist eine so unumstößliche Tatsache, dass sich alle daran halten und man kann es sogar auf Wikipedia nachlesen.
So wird diese Rune meist mit Stillstand, Starre und eben Einfrieren in Verbindung gebracht. Und tatsächlich heißt es auch im Runenlied: „Ein neuntes weiß ich, wenn Not mir ist vor der Flut das Fahrzeug zu bergen, so wend ich den Wind von den Wogen ab und beschwichtge rings die See.“
Also hilft Isa bei der Beruhigung. Sie gilt als Rune der Ruhe, der Stille und der Insichgekehrtheit.
Das ist allgemein bekannt. (Warum auch immer im Lied von der neunten Rune die Rede ist)
Nun hab ich aber, um meine Arbeit mit dieser Rune zu beginnen, in meinen ganzen Orakel- und Tarotkartensets ein hübsches Bild gesucht. Es sind einige mit Runen und so hielt ich das für eine nette Idee. Doch bevor ich die Karte für die Rune Isa fand, hielt ich lauter „As der Stäbe“ in der Hand.
Doch das As der Stäbe ist die ultimative Feuerkraft. Wie passt das zusammen?
Und kaum eine Quelle lässt sich zu diesem Phänomen aus.
Da ist die Rede davon, dass Isa für eine unglaubliche Kraft steht. Ja, für das Rückgrat und die Stütze für fast alles andere (inkl. 18 Runen im geritzten älteren Futhark).
Und man bezieht sich auf den Schöpfungsmythos der Germanen, in der Feuer und Eis eine entscheidende Rolle spielen. Tatsächlich fängt das Futhark ja (für viele) mit der Feuerrune Fehu an. Und tatsächlich fällt das Eis am Anfang nicht weiter ins Gewicht. Warum? Und warum jetzt an 11. Stelle?
Eine Erklärung fand ich in der Runenreise selbst. Denn wir kommen von der Rune Nauthis, von der Reduktion auf das Wesentliche, das Notwendige – also das, was die Not wendet. Und das was bleibt ist eine Stütze: Isa.
Wenn Nauthis alles reduziert hat und nichts äußeres mehr wirklich von Belang ist. Wenn man völlig aus seinen Gewohnheiten und seiner Kompfortzone gerissen wurde. Wenn nichts mehr von einem selbst übrig ist als der eigene Wesenskern. Dann ist man wohl bei Isa angekommen.
Von hier aus beginnt man neu.
Für mich ist Isa auch weniger ein Strich, als vielmehr zwei miteinander verbundene Punkte. Und in diesem Bild finde auch die Verbindung zwischen Feuer und Eis. Denn wenn die sich treffen, wird eine enorme Kraft freigesetzt (siehe germanischer Schöpfungsmythos).
Und wenn ich mir nun vorstelle, dass mein Wesenskern auf diese zwei Punkte und deren Verbindungslinie reduziert wurde, dann spüre ich in meiner Mitte eben diese enorme Kraft aufsteigen.
„In der Ruhe liegt die Kraft“ – diese Redewendung bekommt gerade eine völlig neue Bedeutung für mich.
Persönliche Anmerkung 20.11.2023
Nun stellt sich mir die Frage, ob die Umstände meines Lebens so kamen weil ich auf der Runenreise bin, oder die Runenreise vielmehr die Umstände meines Lebens begleitet.
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