Rune Kenaz – 6. Station der Runenreise

Die Rune Kenaz

Rune Kenaz auf Holz

Rune Kenaz auf Holz

Im 18er Runensystem ist Kenaz (dort Kan genannt) die letzte Rune des ersten Aettir. Im ersten Aettir geht es allgemein um die Schöpfung und die Erschaffung von etwas. Etwas wurde erschaffen, das Wachstum eingeleitet. Kenaz zeigt den Übergang an, ab jetzt beginnt diese entstandene Basis sich zu entfalten.

Und Kenaz erinnert uns daran, dass wir uns bereits eine solide Basis geschaffen haben. Auf dieser Basis aus Wissen und Erfahrung kann unsere Entfaltung expandieren. „Ich will wachsen und ich weiß wie das geht“ könnte daher die Botschaft dieser Rune sein. Und wenn wir es gerade nicht wissen kann Kenaz uns den „zündenden Funken der Erkenntnis“ bringen. Dieser Funke ist besonders hilfreich wenn man in emotionaler Dunkelheit die Orientierung verloren hat: Von irgendwo kommt ein Lichtlein her, eine Fackel der man folgen kann.

Im 24er Runensystem folgen nun die Runen Gebo (X) und Wunjo (P), die beide absolute „Wohlfühlrunen“ sind. Es scheint als sind diese beiden ein erster Eindruck von dem Großartigen, das aus Kenaz hervorgeht.

 

Das 18er und das 24er Futhark – ein persönliches Statement

Die Menschen wurden immer mehr, die Gemeinschaften komplexer und das Leben angenehmer. Meinem Verständnis nach wurden daher auch mehr Runen notwendig, um die zwischenmenschlichen Interaktionen darzustellen. Somit ist für mich auch das 18er System das „ältere“, auch wenn historische Funde andere Jahreszahlen nennen. Für mich wurde schlicht nicht alles gefunden. Abgesehen davon war es damals ein wunderbareres regionales Durcheinander und jeder hatte sein eigenes Runensystem mit mehr oder weniger Runen. Doch der Mensch mag einfache Schubladen und so ist das 24er System das bekannteste geworden. Für mich ein weiterer Hinweis auf seine Modernität, da es letztlich das war, was sich am weitesten Verbreitet hat – sozusagen der heute sichtbare Zweig der Evolution.
Ist natürlich nur so ein Bauchgefühl meinerseits.

 

Aktiver Aspekt der Rune Kenaz: Der unbändige Trieb sich zu entfalten und zu verwirklichen

Zündender Funke, intuitiver Impuls, Begeisterung und flammende Leidenschaft. All das wird in diversen Quellen mit dieser Rune in Verbindung gebracht. Kenaz gilt als Rune der Göttin Freya. Und Freya gehört zu den alten germanischen Göttern und wird meist als junge Frau dargestellt. Als wunderschöne Maid, als leidenschaftliche Liebhaberin oder als wilde Jägerin. Sie ist eine Herrin des Waldes und die Natur gibt das Leben und sie nimmt es. Die Natur will wachsen und sich ausbreiten. Es ist der ewige Kampf n die vorhandenen Ressourcen. Dabei sind Leidenschaft, Wachstum, Fruchtbarkeit und auch die Göttin Freya Aspekte der Sexualität. Direkt und im übertragenen Sinne erfolgt durch Kenaz eine Vereinigung des männlichen und weiblichen Prinzips.
Daher sind weitere Stichpunkte auch Phönixfeuer, (Neu)Anfang, Transformation, das Schmieden von Stahl, Fackel der Erkenntnis und “jetzt geht`s los“.

 

Passiver Aspekt der Rune Kenaz: Herdfeuer

In dieser Bedeutung sind sich alle Quellen recht einig. Das Herdfeuer ist ein gemütlicher Ort der Gemeinschaft und des Zusammenseins. Auch die Rune Fehu ist eine Feuerrune, doch gilt sie als unkontrollierte Urkraft. Hingegen ist Kenaz das ruhige Herdfeuer, das in einem festen Rahmen gehegt und gepflegt werden möchte. Das rechte Maß und stete Aufmerksamkeit sind hier erforderlich um das Feuer zu erhalten. Wie anfangs erwähnt ist Kenaz auch der Kessel über dem Feuer. In ihn gibst Du Deine Zutaten aus denen etwas Neues erschaffst um es anschließend zu teilen (Gebo), für ein wunderbares Miteinander (Wunjo).

 

Persönliche Anmerkung

12.02.22

Die Rune selbst wie sie auf dem Bild zu sehen ist gibt es nun schon seit Monaten. Der erste Entwurf für den Text ließ auf sich warten und lag dann auch für Wochen in der Schublade. So eine Runenreise ist schon faszinierend. Denn ich blieb auch bei dieser Rune, bis ich sie in meinem Innersten erfassen konnte. Für mich beginnt ein neuer Lebensabschnitt, denn der Kessel kam zu mir.

Die Rune mag im germanischen mit Freya Verbunden sein, doch als Kesselmutter sehe ich Freya nun wirklich nicht. Im keltischen sehe ich zwei Göttinnen mit Kessel. Eine, die eher an Kali erinnert und keine halben Sachen macht, eine dunkle Mutter ist für mich Cerridwen. Sie steht vor einem riesigen Kessel in dem Schicksale brodeln. Ihre helle Schwester sehe ich an einem kleineren Kessel, der über einem kleinen Feuer hängt. Bridghit hat ihren Speer beiseite gestellt und auch ihre Esse ruht. Sie rührt im Kessel und bittet mich zu Tisch.
Der Kessel kam in mein Leben und mit ihm eine innere Ruhe und Gewissheit, die ich bisher nicht kannte. Auch ich habe erstmals meine Waffen an die Wand gelehnt und sitze nun in der Stube bei dem Kessel der Fülle. Ich bekomme meinen eigenen Kessel und er ist randvoll mit schönen Dingen. Mit Wissen und Erfahrung und es ist einfach nur ein wunderbares Gefühl der Fülle das zu haben und ich bin sehr gespannt darauf, was daraus nun werden wird wenn ich aus diesem Kessel schöpfe und teile.

Ich empfinde dabei nicht diesen aktiven, unbändigen Trieb mich zu entfalten. Sondern eine tiefe innere Ruhe und Gewissheit dass alles so ist wie es sein soll. Aber jetzt zum Februar-Vollmond regt sich natürlich bereits die ungeduldige Vorfreude auf den Frühling!

 

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