Über die (Be)deutungen der Runen
Die Bezeichnung ›Rune‹ leitet sich von der Wurzel rún (gotisch rūna) mit der Bedeutung ›Geheimnis‹ ab. Auch die deutschen Wörter ›raunen‹ und ›Geraune‹ sind damit verwandt. Daher finde ich es naheliegend, dass eine Rune nicht nur ein Buchstabe ist. Für mich sind Runen Symbole ähnlich den keltischen Baumzeichen, des Ogham, oder den ägyptischen Hieroglyphen, die jeweils für eine bestimmte Bedeutung stehen. Runen sind ein sehr kontroverses Thema und sicherlich können sie als Alphabetschrift oder zum orakeln genutzt werden.
Für mich sind Runen Urkräfte zu denen jeder, der mit ihnen arbeiten möchte, einen persönlichen Bezug aufbauen muss.
Runen sind sehr basal. Während man beim Tarot sehr detaillierte Informationen über eine Situation erhalten kann, geben Runen also eher Grundtendenzen an. Die zugrunde liegenden Kräfte die in der Situation förderlich oder hinderlich wirken.
Die zugrunde liegende energetische Signatur jeder Rune ist unveränderlich, doch egal mit wem ich darüber gesprochen habe, welches Buch ich las oder welche Internetseite ich fand – überall las oder hörte ich leicht unterschiedliche Definitionen und Deutungen der Runen. Es scheint der gängige Weg zu sein, sich verschiedene Bücher zu leisten um so verschiedene Herangehensweisen kennen zu lernen – um letztlich seinen eigenen Zugang zu den Runen zu finden.
Jede einzelne Rune besitzt mehrere Entsprechungen und kann vielseitig verwendet werden. Wie im Tarot zwischen den großen und den kleinen Arkana unterschieden wird, so werden auch Runen zu Gruppen mit bestimmten übergeordneten Bedeutungen zusammengefasst. Auf die verschiedenen Themen und die einzelnen Runen werden wir nach und nach in folgenden Blogbeiträgen näher eingehen.
Weißt du zu ritzen?
Weißt du zu raten?
Weißt du zu finden?
Weißt du zu forschen?
Weißt du zu bitten?
Weißt du zu opfern?
Weißt du zu senden?
Weißt du zu tilgen?
Weißt du zu schweigen?
Runen als Schriftzeichen
Zuerst sollte erwähnt werden, dass die uns überlieferten Runenreihen alle aus einer Zeit stammen, zu der sie bereits als Schrift benutzt wurden (ca. seit 1 Jhr v. Chr). Das bedeutet also dass die Runen als Schriftzeichen einer Alphabetschrift genutzt wurden, in der jeder einzelne Buchstabe sowohl einen bedeutungsvollen Namen als auch einen bedeutsamen Klang trägt. Ältere Anwendungen der Runen als einzelne Zeichen sind kaum oder garnicht überliefert. Ich weiß leider nicht mehr wo ich das gelesen habe, dass es bei den Druiden Hallen (Bibliotheken) gab, in denen sie beschriebene Buchenblätter auffädelte, also Blätter zu Büchern verbanden.
Die traditionelle Bezeichnung der Runenreihen ist Futhark
Dieses Wort entsteht schlicht aus den ersten sechs Runen (ᚠᚢᚦᚨᚱᚲ, F–U–th–A–R–K). Neben dem älteren Furthark mit 24 Zeichen gibt es das jüngere Furthark mit 18 Zeichen und noch einige andere Systeme die weniger bekannt sind, sich aber in Form und Anzahl der Zeichen unterscheiden. Hier handelt es sich wohl um zeitliche und regionale Unterschiede.
Woher die Runen tatsächlich stammen ist bis heute recht umstritten. Sprachforscher wie Thomas Markey und Carl J. S. Marstrander vermuten dass die Runen als Schreibsystem mit dem der Nordetrusker verwandt ist das seinerseits auf das griechische Alphabet zurückgeht. Andere, wie z.B. Erik Moltke haben die Theorie dass Runen eine originäre Erfindung der Germanen sind, da bislang keine Bindeglieder zwischen der griechisch-römischen Schriftkultur und den Runen im Norden Europas entdeckt wurden. Eine weitere Theorie sieht eine Verbindung zwischen Runen und der lateinischen Schrift. Dafür sprechen gewisse formale Ähnlichkeiten, etwa zwischen dem Buchstaben F und der dazu gehörigen F-Rune „Fehu“.
Das Thema der Alphabetschrift der Runen ist eine Wissenschaft für sich. Es gibt, wie erwähnt, einige Theorien doch bis heute ist die Frage nach dem Ursprung der Runen nicht geklärt.
Ich denke (und sicher gibt es darüber auch eine wissenschaftliche Abhandlung dich ich noch nicht kenne), dass die Runen wie das Ogham erst von „eingeweihten“ als Geheimschrift verwendet wurden – noch mit ihrer symbolischen Deutung. Später ging diese Nutzung der Runen mehr und mehr an das Volk über und die Bedeutungen der Einzelzeichen wurden zu Schriftzeichen und Buchstaben.
Runen als magische Werkzeuge
Das Werkzeug an sich ist neutral. Es liegt in unserer Entscheidungsmacht ob wir mit einem Hammer einen Nagel in die Wand treiben oder jemanden damit verletzen. Es liegt an uns, mit welcher Absicht wir das Werkzeug verwenden.
Durch Runen wirken Urkräfte. Das macht Runen sehr wirkungsvoll doch auch gefährlich, da sich Urkräfte nur schwer kontrollieren lassen und leicht Kollateralschaden entsteht. Wo viel Licht ist ist auch viel Schatten, wo einer gewinnt muss auch einer verlieren. Diese Ausgewogenheit der Kräfte ist es, was uns die Runen lehren können.
Eine Rune auszusuchen die deinem Anliegen entspricht und diese in ein kleines Stück Holz einzuritzen oder auf einen kleinen Stein zu zeichnen sind einfache Wege, um sich ein effektives Kraftobjekt zu erschaffen. Mit Hilfe von Runen lassen sich Glücksbringer und Schutzamulette mit sehr spezifischen Wirkungen schaffen. Diese können durch die Kombination von zwei oder mehreren Runen sehr komplex und präzise werden. Die Wikinger haben nicht umsonst Runen in ihre Schwerter und Schilde graviert. Auch andere Kulturen nutzten die Symbolik der Runen für ihre Machenschaften. So wurde die Sonnen- und Siegesrune „Sol“ leider im Dritten Reich als SS-Rune bekannt.
Wie der “Buchstabe” entstand
Das Wort „Buchstabe“ leitet sich von der ursprünglichen Nutzung des Runenorakels ab, denn hier warf man Buchenstäbchen wie bei einem Mikadospiel (auch hier fehlt mir leider die Quellenangabe). Die Stäbchen fielen durcheinander und übereinander und überall wo sie sich kreuzten erkannte der kundige die Runen und deutete so den Wurf. Später wurden die Runen auf die Stäbchen geritzt und die Deutung wurde einfacher. Heute finden wir Runen häufig auf münzgroßen Schreiben aus Holz, Stein, Leder oder anderen Materialien.
Um Runen zu werfen gibt es unterschiedliche Systeme der Deutung, je nach dem was man als Untergrund wählt. Beispielsweise kann man drei Kreise auf die Fläche auf die die Runen geworfen werden zeichnen und je nach dem in welchen Kreis die Runen fallen betreffen sie die Vergangenheit, die Gegenwart oder die Zukunft. Oder in manchen Systemen spielt es auch eine Rolle, ob die Scheibe mit der Rune nach oben oder nach unten gefallen ist oder ob die Rune richtig herum oder auf dem Kopf stehen liegt.
Runen sind mächtige Zauberzeichen
Für die Arbeit mit den Runen musst Du Dir Zeit nehmen. Runenarbeit ist nichts für “schnell mal eben” und “nur so nebenbei”. Arbeit mit den Runen ist genau das, Arbeit! Sie erfordern Sorgfalt, Disziplin, Aufmerksamkeit und Zeit: Mit Runen muss man sich intensiv beschäftigen, oder die Finger davon lassen. Denn die Runen wirken und unbeabsichtigte Wirkungen ergeben chaotische Energie und nicht selten unerwünschte Nebenergebnisse. Deshalb sollte man mit Runen nicht leichtfertig herumspielen, denn sie rufen und raunen, wispern und flüstern.