Rune Wunjo – 8. Station der Runenreise

Die Rune Wunjo

Rune Wunjo auf Holz

Rune Wunjo auf Holz

Historisch wird das Wort Wunjo schlicht mit “Wonne” übersetzt und der Name ist Programm. Denn bei der Rune Wunjo geht es vor allem darum, sich über das zu freuen was man bisher erreicht hat.
Daher sollte das mit dem Freuen doch eigentlich garnicht so schwer sein, ist es aber.

Dabei steht sogar in der Bibel, du sollst „sechs Tage hindurch … deine Arbeit verrichten; am siebenten Tag aber sollst du feiern“. Aber was machen wir tatsächlich am Sonntag? Natürlich alles, wofür wir unter der Woche keine Zeit hatten. Zum Beispiel den Haushalt ein wenig in Schuss halten, die sozialen Kontakte pflegen oder einfach ausruhen, weil man von der langen Woche völlig fertig ist.
Deswegen gibt es ja auch noch den Samstag, da haben die Geschäfte noch auf und man kann einkaufen gehen. Also auch notwendige Dinge erledigen.

Na los, freu Dich!

Mal ganz ehrlich, wie oft nimmst du dir am Wochenende Zeit dafür, die vergangen Tage noch einmal vor Augen zu halten und dir zu sagen wie stolz du auf dich bist und wie sehr du dich darüber freust, all die kleinen Erfolge erzielt zu haben?

Also ich gehöre ehrlich gesagt eher zu den Menschen, bei denen die Freude an sich und somit die Rune Wunjo ein wenig vernachlässigt wird. Ich bin ein sehr aktiver Mensch (typischer Schütze) und bin meist mit irgendetwas beschäftigt. Daher ist es für mich ein sehr bewusster Prozess, eine Balance zwischen Aktivität und Erholung aufrecht zu erhalten.

Diesen Moment des Innehaltens und der Rückschau gibt uns bereits die Rune Gebo: Woher komme ich, wo bin ich jetzt und wohin soll es von hieraus gehen? Was habe ich bis hier und jetzt erreicht? Dabei kommt es natürlich ganz auf den zeitlichen Rahmen an. Blickst du auf die letzten 6 Tage, auf das Jahr oder auf dein ganzes bisheriges Leben?

Doch zurück zum Thema. Die Rune Wunjo fordert uns auf uns zu freuen. Und dabei geht es nicht nur darum, mit seiner Leistung zufrieden zu sein sondern sich wirklich darüber zu freuen! Und hier sind sich verschiedene Quellen einig: Am besten freut man sich gemeinsam.

Zum Beispiel freue ich mich wie wild darüber, dass die Hexerey so eine solide Basis in meinem Leben geworden ist und mir jeden Tag das Gefühl gibt, etwas wirklich Gutes zu tun. Immer, wenn Kunden unseren Laden glücklich wieder verlassen bekomme ich dieses gute Gefühl und freue mich!

Zeichen des Übergangs

Und doch birgt die Rune Wunjo zugleich noch einen bittersüßen Beigeschmack in sich. Denn kein Glück währt ewig und ein glücklicher Moment ist genau das: Ein Moment. Allzu oft erscheint uns der Moment danach wie ein Absturz. Tatsächlich geschehen häufig Missgeschicke genau dann, wenn wir gerade so richtig glücklich sind – so als wollte uns das Universum das Glück vermiesen. Will es natürlich nicht, aber es kann uns so vorkommen.
Natürlich möchten wir in dem Gefühl des Glücks bleiben und da erscheint der triste Alltag umso trister. Doch so ist der Lauf der Dinge: Mal geht es hinauf und wir freuen uns, wenn wir oben sind – und dann geht es wieder hinab.
Wie im Jahreskreis: Die Tage werden länger und zur Sommersonnenwende feiern wir ein Freudenfest des Lichtes – und zugleich den ersten Abschied, denn danach werden die Tage wieder kürzer. Es gehört eben beides zusammen: Das Glück und die Freude und die Trauer über den Abschied davon.

Daher verwundert es nicht, dass die Runenreise durch das Futhark nun mit Hagal und Naudiz weitergeht, die beider eher dunkeldüstere Aussichten verheißen und einen fast schon schlechten Ruf haben.

 

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