Das klassische Labyrinth und der Irrgarten

Das klassische Labyrinth, wie es seit der Steinzeit in Felsen geritzt wurde, ist ein verschlungener und verzweigungsfreier Weg, dessen Linienführung unter regelmäßigem Richtungswechsel zwangsläufig zum Ziel, dem Mittelpunkt führt. Die bekanntesten Bezeichnungen für diese Darstellungen ist das Kretische-, oder Baumlabyrinth.
Ein Labyrinth mit Verzweigungen, Sackgassen oder geschlossenen Schleifen wird auch Irrgarten genannt. Dort ist ein Verirren möglich und meist Sinn der Anlage. Diese Irrgärten sind eine moderne Interpretation aus der Renaissance und wurde häufig in Schlossgärten aus Hecken gepflanzt.

Vom Ursprung bis heute

Anhänger "Labyrinth Kreta" aus 925er Sterling-Silber

Anhänger “Labyrinth Kreta”

Das Symbol des Labyrinths gehört zu den ältesten der Menschheit. Beispielsweise ist die Tradition schon ca. 5000 Jahre alt und zeigt sich an Höhlenwänden, in Kirchen, auf Ritualplätzen und später in Schlossgärten. Die älteste Darstellung eines Labyrinths befindet sich auf einer Tonscherbe aus Syrien und ist etwa 4500 Jahre alt. Bekannt aus dieser Zeit sind auch griechische und indische Silbermünzen mit Labyrinthdarstellungen.
Jedoch die Datierung von prähistorischen Labyrinthen in Felsritzungen ist schwierig. So ist das Alter des Labyrinthes, das an der Wand des Felsengrabes von Luzzanas auf Sardinien eingeritzt ist, noch unbestimmt und wird auf ca. 3000 v. Chr. geschätzt. Die älteste sicher datierbare Abbildung stammt aus dem Palast des Nestor im griechischen Pylos und entstand um 1200 v. Chr. Felsritzungen von Labyrinthen wurden auch in Sardinien, Ägypten, Georgien, Indien, Spanien, Irland, England, Italien und in der Türkei gefunden.

Auch bei den Ägyptern finden sich seit ca. 3400 v. Chr. Labyrinthwege in den Totentempeln. Diese sollen den richtigen Weg in das Totenreich weisen und letztendlich zur Erleuchtung und Erlösung führen. Auch in vielen christlichen Kirchen ist das Muster eines Labyrinths noch heute auf den Böden zu finden.

Je mehr das Labyrinth in der Geschichte hervor tritt, desto vielfältiger werden seine Verwendungszwecke. Zum Beispiel steht es in Verbindung mit Tänzen, Initiationsfeiern, Hochzeiten, Begräbnissen, Stadtgründungen, Spielen und den unterschiedlichsten Geschichten verschiedener Völker.

Die Bedeutung – Der Weg durch das Labyrinth

Symbolisch steht das Labyrinth für den Lebensweg. Daher steht exemplarisch für die Wirrungen und Prüfungen, Schwierigkeiten und Umwege, die ein Mensch in seinem Leben zu bewältigen hat. In der Mitte gilt es umzukehren und demselben Weg wieder heraus zu folgen. Daher ist es eine Entscheidung ob man etwas Altes in der Mitte zurück lässt oder etwas Neues daraus mitnimmt. Außerdem gibt es im Labyrinth keine falschen Entscheidungen oder Fehler, die Struktur ist eindeutig vorgegeben, ihr kann man sich anvertrauen und dem Weg folgen.

Labyrinth – Ein Weg zu sich selbst

Der Gang durch ein Labyrinth löst häufig eine intensive Auseinandersetzung mit sich selbst und anderen aus. Daher gelten Labyrinthe als Türen zwischen Innen und Außen, zwischen dem Bewussten und dem Unbewussten. Vielleicht kann man das Labyrinth als Landkarte der Seele bezeichnen. Denn Labyrinthe liegen versteckt an geheimnisvollen Orten, in tiefen Wäldern, in dunklen Höhlen und an heiligen Quellen. Diese Orte der Transformation sind uralt, magisch und heilig. Und braucht es Mut um in ein heiliges Labyrinth zu gehen, denn man verlässt es nicht als der Mensch, als der man hineingegangen ist.

Denn nur wer bereit ist das Labyrinth bewusst zu betreten, der ist bereit seinen Schattenanteilen und seinem Unterbewusstein zu begegnen. Doch diese Begegnung ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Ganzheit. Auf diesem Weg erkennt und umarmt man sich selbst, mit allen Fehlern und Schattenseiten und durch dieses innere Sich-selbst-annehmen kommt es zur Transformation. So führt der Weg durch das Labyrinth zur inneren Mitte und zur Bewusstheit der eigenen Kraft:

Ich bin! Ich bin ich! Ich bin frei und stark und  sorge für mein eigenes Wohl!
Ich muss Liebe und Anerkennung nicht außerhalb suchen, denn ich liebe mich und (an)erkenne mich selbst!
Ebenso bin ich die Quelle meiner Kraft und aller Liebe die ich brauche.

Der heilige Labyrinth-Weg

  • INTERAKTION- Das bewusste betreten, das ehren, das opfern, das Erkennen
  • INTINATION- Das bewusst-Werden
  • INTEGRATION – Sich selbst annehmen, den Schatten umarmen.
  • TRANSFORMATON – Die Verwandlung zur Ganzheit, der Schritt in die Eigen-Macht.

Buchempfehlung: “Labyrinthe. Erscheinungsformen und Deutungen. 5000 Jahre Gegenwart eines Urbildes” von Hermann Kern. (Prestel-Verlag, 4. Auflage 1999)


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