Rune Gebo – 7. Station der Runenreise

Die Rune Gebo – Annehmen und Abgeben

Die Rune strebt nach Ausgeglichenheit“ (Duke Mayer in: Das Lied der Eibe)
Dieses Zitat ist für mich die schönte Beschreibung der Rune Gebo.

Bei der Deutung dieser Rune sind sich fast alle einig: Gebo gilt als die Rune des Gleichgewichts und der Verbindung.
Von Kenaz kommend, mit der sich das Bisherige entfaltet, sind wir also mitten in der Entfaltung und im Leben selbst. Nun wird diese ganze Entfaltung von der einen Gebo-Hälfte sozusagen wieder eingefangen, nocheinmal auf das Wesentliche verdichtet, direkt wieder freigelassen und in die weitere Entfaltung geschickt. Es ist wie ein Wendepunkt – was sich entwickelt hat ist jetzt fertig und ab hier geht es weiter.

Was habe ich bisher bekommen? Was gebe ich weiter?

Holzplatte Rune Gebo

Holzplatte Rune Gebo

Man könnte fragen warum? Worum geht es bei dieser Verdichtung und was ist dieses Wesentliche? Und da ich es bin, die diese Runenreise unternimmt und ich es bin, die die Rune Gebo besser verstehen möchte, bin auch ich es, die in der Mitte steht.
Hier stehe ich nun in der Mitte und betrachte einerseits, was mich zu dem gemacht hat was ich heute bin, und andererseits betrachte ich mich in der Mitte. Was ist das, was ich von hier aus wieder abgeben kann? Oder Weitergeben? Welches Geschenk mache ich der Welt oder wem auch immer?
Hätte ich mein bisheriges Leben nur Ablehnung und Demütigung erfahren – wie sollte es mir möglich sein Liebe und Barmherzigkeit weiterzugeben? Das muss ja irgendwo herkommen. Und ob in einem solchen Fall Transformation ausreicht, um sich voll zu entfalten?

Duke schreibt in seinem Buch auch davon, die eigene Gabe zu erkennen und zu trainieren, denn was wir mit Talent und Übung tun ist wohl das, was wir am besten können und somit das größte Geschenk an die Welt. Und wohl auch an uns selbst und unsere Umwelt, denn wenn wir unserer Berufung folgen sind wir erfüllt und glücklich.

Geben und Nehmen im Fluss der Zeit

Gebo ist wohl eher eine philosophische Betrachtung, denn oft steht geschrieben, dass es sich um das Gleichgewicht zwischen Geben und Nehmen handelt. Und dem stimme ich zu.
Aber meiner Erfahrung nach entzieht sich dieses Gleichgewicht ein wenig unseren menschlichen Maßstäben. Denn es ist nicht unbedingt so wie beim Einkaufen, wo man einen Gegenstand aus dem Regal nimmt und dafür Geld abgibt. Es ist kein direkter Tausch, den Gebo anspricht.
Oft genug verhält es sich so, dass man gibt und gibt und gibt und sich fragt, was das eigentlich soll. Und dann, Jahre später, erhält man eine einzige große Sache und denkt garnicht mehr dran, was man gegeben hatte.
Manchmal ist es eine Zeit des Gebens und manchmal des Empfangens. Beides gehört dazu, wie bei Yin&Yang. Niemand kann nur nehmen oder nur abgeben, das Gleichgewicht fordert irgendwann von jedem den Ausgleich.

Das Gesetz der Resonanz

„Wie man hineinruft – so schallt es hinaus“ sagt ein bekanntes Sprichwort. Und man sagt auch: „Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft“. Ist Gebo dann vielleicht ein Hinweis darauf, einem Bereich des Lebens oder einer Person mehr Aufmerksamkeit zu schenken? „Alles was du aussendest kommt verstärkt zu dir zurück“ – so lautet ein Gesetz der Magie, auch bekannt als Gesetz der Anziehung (erfahre mehr darüber in unserem Blogbeitrag).

Daher ist Gebo für mich eher ein Hinweis darauf, inne zu halten und mich zu orientieren. Wenn ich mir vorstelle in der Mitte des Kreuzes (des Rades) zu stehen, was befindet sich an den anderen Enden der Verbindungslinien? Was fließt zu mir hin und was von mir weg? Was ist bisher zu mir gekommen und wovon habe ich mehr als genug? Gibt es ein Ungleichgewicht zwischen dem was ich annehme und dem was ich abgebe?

 

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