Der Halloween-Kürbis (oder die Samhain-Rübe)

Das Kürbis-Ritual vor Samhain

Der Brauch an Samhain Kürbisse mit Gesichtern zu versehen und sie abends zu beleuchten ist uralt. Nur waren es in der Vergangenheit keine Kürbisse, sondern Rüben die ausgehöhlt und mit Kerzen beleuchtet wurden.

Mit dem Wissen um die Bedeutungen dieser Tradition wird das Kürbis-Schnitzen zum Ritual, denn Energie folgt de Aufmerksamkeit. Wenn wir also zu Samhain einen Kürbis liebevoll schnitzen, ihn sorgfältig aushöhlen und ihm ein Gesicht geben, dann reihen wir uns ein in die Tradition unserer Vorfahren. Wir helfen den guten Geistern den Weg heim zu leuchten und gleichzeitig nehmen wir Kontakt auf mit dem Herrn der Schatten.


Geschnitzter Halloween-Kürbis auf einer herbstlichen WieseDer Ursprung: Die Legende von Jack O`Lantern

Eine der schönsten und ältesten Überlieferungen zu diesem Thema ist die Geschichte von “Jack O`Lantern” übersetzt “Jack mit der Laterne”. Sie stammt aus der Übergangszeit zwischen Heiden- und Christentum und spielt in Irland. Die Geschichte handelt von einem Mann namens Jack, der es schaffte den Teufel zu überlisten doch letztlich weder im Himmel noch in der Hölle aufgenommen wurde und seither als ruhelose Seele mit seiner Laterne unterwandert.

Von dieser Legende gibt es zahlreiche Versionen, wobei wir diese hier besonders nett finden:

Als der heilige St. Patrick Irland missionierte und die Iren zum Christentum bekehrte, weigerte sich ein Mann namens Jack die Taufe anzunehmen und vom alten Glauben abzulassen. Er erkannte die Richtigkeit der 10 Gebote und konnte sich mit vielem was in der neuen Kirche gepredigt wurde auch anfreunden, aber er wollte den Glauben seiner Vorväter nicht aufgeben und lebte weiter nach den alten Traditionen. Als Jack nach einem guten Leben starb und gelangte seine Seele vor’s Himmelstor, doch Petrus ließ in nicht hinein weil er ungetauft war.
Jack fügte sich und steig hinunter in die Hölle und stellte sich dem Teufel vor. Dieser kratzte sich verwirrt am Kopf und sagte: Du gehörst nicht hierher! Dies ist der Ort der Sünder, aber du bist keiner. Ich kann dich nicht reinlassen!.

So war der arme Jack nun heimatlos, denn weder im Himmel noch in der Hölle wollte man ihn haben. Der Teufel hatte schließlich Mitleid mit ihm und gab ihm ein Stück Höllenglut, das immer brannte. Um es tragen zu können steckte Jack es in eine ausgehöhlte Rübe. Und seither wandert Jack ruhelos mit seiner Rübenlaterne umher. Immer auf der Suche nach einer Heimat. Die Menschen füchteten die unheimlich Geestalt von Jack mit der Laterne und so stellen sie zur Samhainzeit beleuchtete Rüben vor die Haustüren und Kerzen in Fenster, damit Jack nicht anklopfte und nach einer Heimat fragte.

Die Geschichte wurde im Laufe der Zeit natürlich immer gruseliger und auch zum Erschrecken der Kinder verwendet “Geh ins Bett und schlafe artig – sonst kommt Jack und nimmt dich mit!”. In vielen Versionen der Geschichte war Jack in seinem Leben ein trunkener Saufbold, der den Teufel mehrmals austrickste und sich so in diese missliche Lage brachte. Als in Irland durch die Kartoffelfäule die großen Hungersnöte ausbrachen und viele Iren nach Amerika auswanderten, zog die Geschichte von “Jack mit der Laterne” mit. In der neuen Welt fanden sie im Kürbis eine Frucht, sich sie prächtig aushöhlen und beleuchten ließ und so ging die Tradition von den Rüben auf die Kürbisse über, die bis heute an Samhain geschnitzt und aufgestellt werden.


Der Ahnenkult, Sonnenkönig, Herr der Schatten und das Tarot

Das Ganze hat seine Wurzel im Geister- und Ahnenkult. Das Jahreskreisfest Samhain liegt auf einer Achse mit Beltane dem Maifest. Und während das Maifest das Fest der Lebensgeiste ist, so ist Samhain das Fest der Totengeister. Der Sonnenkönig ist in der Unterwelt angekommen und wird zum Herrn der Schatten. Sein Licht ist jetzt klein und leuchtet “in der Erde” weiter, von wo aus es am Julfest von der Dunklen Mutter wiedergeboren wird. Daher lag es nahe ein Licht in etwas zu setzen, das in der Erde wächst – beispielsweise in die Rübe.


Das Spiel der Elemente und vier Verbindung zum Tarot

Die Rübe bedeutet jedoch noch vieles mehr. Da muss man sich nur einmal unseren Sprachgebrauch ansehen, denn “Rübe” und später auch “Kürbis” sind umgangssprachliche Bezeichnung für den Kopf. Das zeigt sich in Redewendungen wie “Rübe runter” für Enthauptungen oder “etwas an oder in der Rübe haben” (spinnen bzw. intelligent sein). “Mir brummt die Rübe” ist eine gängige Bezeichnung für Kopfschmerzen und natürlich darf der Kürbiskopf in der Sammlung nicht fehlen.

Der Kopf ist der Sitz von Verstand und Gedanken. Diese wiederum sind mit dem Element Luft verbunden und das Element Luft nimmt an Samhain seinen Platz auf dem Jahresrad ein. Man hat also entweder “Luft im Kopf” also nicht viel, oder es ist einem “ein Licht aufgegangen”. Der Kopf ist sozusagen erleuchtet. In der Samhainzeit verlagern sich die Kräfte vom Erdhaft-sinnlichen hin zum luftig-geistigen. Die Ernte ist eingebracht. Jetzt hat man Zeit zum Nachdenken.

Die Tarot-Karte “Der Eremit” zeigt sehr häufig einen alten Mann mit Bart und Kapuzenmantel, der eine Laterne trägt. Er symbolisiert den Rückzug und Meditation. Wir stehen ganz dicht an der Schwelle zur Anderswelt, zur Unterwelt, wohin der Sonnenkönig auch jeden Winter reisen muss. Wenn wir diese Karte ziehen brauchen wir wie er eine Zeit des Rückzugs, doch das Licht in der Laterne, das Licht des Geistes, sollte nicht ausgehen.

Wir folgen dem dunklen Wanderer, dem die beleuchteten Kürbisse zeigen dass er nicht vergessen ist. Dass wir die Ahnen ehren und ihm ohne Angst in die Dunkelheit folgen, weil das Licht im Inneren immer hell brennt.